SPD-Ortsvorstand diskutiert in einer Videokonferenz "Verkehrsfragen" der Zukunft
Österreich und Italien treiben seit rund zehn Jahren einen 64 Kilometer langen Eisenbahntunnel durch den Alpenhauptkamm. Zweck des fast neun Milliarden Euro teuren Projekts ist es, erhebliche Mengen des stetig anschwellenden Güterverkehrs von der Autobahn auf die Schiene zu verlagern. Prognosen sprechen von mehreren Hundert Güterzügen pro Tag, die zwangsläufig auch den Bereich der Deutschen Bahn erreichen. Die Frage ist, ob auch die Strecke Landshut-Mühldorf-Rosenheim einen Teil des Zulaufs und der Abfuhr der Güter auf-nehmen soll. Dazu wäre ein erheblicher Ausbau bis hin zu einer abschnittsweisen Zweigleisigkeit erforderlich. Der aktuelle Bundesverkehrswegeplan lässt die Möglichkeit jedenfalls offen. Die zu erwartenden Auswirkungen auf die an der Bahnstrecke gelegenen Gemeinden bis hin zur Lärmproblematik wurden bereits mehrfach in Veranstaltungen der örtlichen SPD diskutiert. In einer Sitzung des Vorstandes, die wegen der aktuellen Lage digital stattfand, konnten nun die Landtagsabgeordnete Ruth Müller und Fraktionssprecher Johann Sarcher über die neuesten Entwicklungen berichten. Demnach habe die Deutsche Bahn erst vor wenigen Tagen die Projektgrundlagen veröffentlicht. Der Schwerpunkt liege dabei auf dem bayerischen Inntal. Die Bahn plant eine Neubaustrecke von Kufstein bis Rosenheim, wobei hier der genaue Verlauf in den Gemeinden heftig umstritten sei. Ein weiterer Neubau sei für den Streckenabschnitt Großkarolinenfeld-Grafing vorgesehen. Der restliche Bereich bis München solle durch die Verdichtung der Blockabschnitte aufgerüstet werden. Interessant sei in diesem Zusammenhang auch der geplante elektrifizierte und zweigleisige Ausbau der Strecke München-Mühldorf-Freilassing. Landshut – Mühldorf elektrisch
Wie Sarcher weiter ausführte, sei damit nun klar, dass der Brennerzulauf auf den Knoten München konzentriert werden solle. Das Produktinformationssystem der Deutschen Bahn sehe in seiner aktuellen Version jedenfalls zwar eine Elektrifizierung jedoch keinen zweigleisigen Ausbau der Strecke Landshut-Mühldorf vor. Für Bürgermeisterin Sibylle Entwistle ist diese Klarstellung besonders wichtig. Sie erlaubt konkrete Schritte bei der Stadtentwicklung und bewahre den gesamten Bereich entlang der Trasse vor zusätzlichem Lärm. Positiv sei die Umstellung auf elektrische Zugförderung, weil dies die Fahrzeiten verkürze und die Züge abgasfrei unterwegs seien. Therese Bergwinkl wies darauf hin, dass die Bahn die Leistungsfähigkeit der Bahnstrecke in den vergangenen Jahrzehnten selbst drastisch reduziert habe. Von ursprünglich sieben Kreuzungsbahnhöfen seien allein im Abschnitt bis Neumarkt-St. Veit nur noch drei übriggeblieben und davon sei Vilsbiburg wegen des stark zurück gebauten Ausweichgleises zum Abstellen von Güterzügen kaum mehr geeignet. Die Politik habe es der Bahn auch erlaubt, vollendete Tatsachen zu schaffen und sämtliche stillgelegten Anlagen für immer abzubauen, Kaum noch Güterverkehr
Klaus Kerscher ergänzte, dass in dieser Konstellation auf der eingleisigen Strecke pro Stunde nur noch ein Güterzug verkehren könne. Käme der von manchen gewünschte Halbstundentakt im Personenverkehr sei ein Güterverkehr auf der Strecke Mühldorf-Landshut, mit Ausnahme der Nachtstunden gar nicht mehr möglich. Daneben dürfe man nicht übersehen, dass keine der noch verbliebenen Zwischenstationen Güter abfertige. Folglich sei die Bahn-strecke leider auch nicht als Ersatz für eine leistungsfähige überregionale Straßenanbindung brauchbar, wie sie die B 15 neu darstelle. Insbesondere die namhaften Industriebetriebe in Vilsbiburg, aber auch Handel und Handwerk seien auf schnelle und zuverlässige Lieferungen angewiesen. „Schade, dass hier die Weichen für den Schienenverkehr schon vor längerer Zeit verspielt worden sind. Die SPD wird sich auch künftig, wie bei allen Bundesregierungen seit den frühen 1970er Jahren für eine gute Erreichbarkeit des Mittelzentrums Vilsbiburg einsetzen.“ Mit diesen Worten schloss Johann Sarcher die Beratung.